"Dem Filmtransport in analogen Kameras entsprechend, werden Bilder, Texte und Geschichten auf ein langes Band (etwa zwei bis 50 Meter) gedruckt, aufgerollt und (wie der Film in die Kamera) in einen Kasten in Buchformat eingespannt. Per Kurbel kann die Rolle nach Lust und Laune hin- und hergespult werden, wobei ein flüssiges Leseerlebnis entsteht das man so von klassischen Büchern her nicht kennt. Seit dem Start des Unternehmens 2010 wird das Rollbuch ständig verfeinert und weiterentwickelt, pro Jahr erschienen bisher etwa drei bis vier limitierte Kunsteditionen, im Programm sind aber auch Blankobücher zum selbst gestalten, die auch in größerer Stückzahl angefragt werden..."
"Bücher lesen mal anders: Beim "Rollbuch" werden keine Seiten umgeblättert, sondern gekurbelt. Es besteht aus einem kleinen Holzkasten mit einem Fenster. Vom Prinzip her ähnelt das "Rollbuch" dem Innenleben einer Kamera, in die ein Film eingelegt wird. "Es gibt eine Spule, auf der ein austauschbares Band aufgewickelt ist. Dieses Band läuft dann auf eine andere Spule, die in dem Moment noch leer ist und immer voller wird, wenn zur nächsten Seite gekurbelt wird", sagt Geschäftsinhaber Paul Lichtenegger..."
"Die Inspiration, ein Rollbuch zu machen, hatten wir kurz nach meinem Diplomabschluss, als ich gerade an Texten und Illustrationen für mein erstes Kinderbuch arbeitete. Schon bald hatte Paul einen ersten Prototypen des Rollbuchs gebaut, der aber noch einige Kinderkrankheiten hatte. Aber immerhin konnte man schon sehen, in welche Richtung es gehen würde. Die weitere Entwicklung des Produkts und Unternehmens hatten wir uns überhaupt nicht ausgemalt. Es war ein ganz von selbst laufender Prozess, in dem wir sehr viel gelernt haben. Auch bis das Produkt technisch ausgereift war, hat es eine ganze Weile gedauert..."
Gedruckte Bücher sind natürlcih per se analog, Ann-Christin MÜller udn Paul Lichtenegger haben nun aber noch eins draufgelegt und ein Produkt geschaffen, das den Effekt des Scrollens und Wischens imitiert und doch ganz ohne Batterie oder Akku auskommt. Das technische Prinzip des Rollbuches schauten sich die Illustratorin udn Designerin und der Produktdesigner bei alten Kameras ab, bei denen der Film mechanisch weiter transportiert wurde. So ist ein Buch entstanden, das eine endlose Seite besitzt, die mithilfe einer Kurbel vorwärts bewegt werden kann..."
"Gemeinsam haben sie 2010 ein neues Lesegerät entwickelt, das eigentümlich vertraut und innovativ zugleich wirkt: das Rollbuch. Es erinnert an ein Tablet, kommt aber ohne Strom und Akku aus und nimmt den Begriff des Scrollens wörtlich – eine auf zwei Spulen gespannte Papierrolle wird mithilfe einer kleinen Kurbel mechanisch hin- und hergerollt... Der Gedanke an ein Buch »mit endloser Seite in einem Kurbel-Kasten« kam ihnen zufällig, als Ann-Christin an dem illustrierten Kinderbuch Des Marders Flügel arbeitete, und obwohl die Idee dank Pauls handwerklichem Geschick und Materialwissen schnell konkrete Form annahm, mussten die beiden noch viel Zeit investieren und zahlreiche Hürden überwinden..."
Text: Martina Wunderer
Kurbeln statt wischen
Die Idee zum Rollbuch, einem Buch mit endlosen Seiten in einem Kurbelkasten, kam den beiden Hamburger Designern Ann-Christin Müller und Paul Lichtenegger, als sie an einem anderen Kinderbuchprojekt arbeiteten. Sie wollen der alltäglichen Touchscreen-Ästhetik etwas Sinnliches und Zeitloses entgegensetzen, und sie begannen zu experimentieren..."
Text: Margit Lesemann
"Mit der Begegnung der Designerin Ann-Christin Müller und Paul Lichtenegger war die Entwicklung des Rollbuchs schon fast im Kasten. Auf einer vierundfünzigseitigen Seiteerzählt, dreht sich in ihrem Herzstück Des Marders Flügel alles ums Loslassen und das Festhalten der Rollbuchkurbel, die einen in Handumdrehen in phantastische Weltenzieht. Der Kurbelkasten hat nicht nur eine große Klappe, sondern auch seine elf Meter lange Hauptrole dahinter. Wer den Rollbuchkanal wechseln möchte, kann weitere Geschichten oder auch eine Blankofüllung zum Selberdesignen bestellen... " - Stadtlichh
Text: Verena Fischer, Foto: Kathrin Brunnhofer